Bogendisziplinen

Die Geschichte des Bogenschießens geht bis weit in die Steinzeit zurück, das Alter von kürzlich in Spanien gefundenen Höhlenmalereien, die Bogenschützen zeigen, wurde auf etwa 15.000 Jahre geschätzt. Damals wurden Pfeil und Bogen hauptsächlich zur Jagd und im Kampf verwendet, heute hingegen ist aus der Waffe von einst in erster Linie ein Sportgerät geworden. Die ersten Wettkämpfe im Bogenschießen können bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Mussten damals allerdings noch Kürbisse oder sogar angebundene Schweine als Zielscheiben herhalten, so hat die Evolution im Laufe der Jahre auch die Bogenschützen zivilisiert. Bereits bei den zweiten olympischen Spielen der Neuzeit im Jahre 1900 war Bogenschießen eine von nur 20 Disziplinen und ist auch heute noch fester Bestandteil des olympischen Programms. Allerdings hat sich das Wettkampfprozedere und die Ausrüstung in den vergangenen 100 Jahren grundlegend geändert. Wurden früher noch einfache Weidenstöcke mit Tiersehen gespannt, so stehen dem modernen Bogenschützen von heute vergleichsweise hochtechnisierte Sportgeräte aus Carbon, Keramik oder Aluminium zur Verfügung. Die Faszination des Bogenschießens bleibt von den technischen Fortschritten jedoch unberührt. Nach wie vor kommt es neben Kraft und Ausdauer vor allem auf das koordinierte Zusammenspiel von Konzentration und Körperbeherrschung an. Darüber hinaus ist ein gutes Nervenkostüm für einen erfolgreichen Wettkampfschützen unerlässlich.

Bogenklassen

Der am meisten verbreitete Sportbogen ist der Recurvebogen (der Name leitet sich von der zurückgeschwungenen Form der Wurfarme ab). Je nach zusätzlicher Ausstattung unterscheidet man zwischen einem olympischen Recurvebogen (Zielvorrichtung, Stabilisatoren und Dämpfer) und einem Blankbogen (nur der "nackte" Bogen). Ein Recurvebogen ist typischer Weise etwa so groß wie sein Schütze. Das Zuggewicht, d.h. die Kraft, die der Schütze aufwenden muss um den Bogen zu spannen, beträgt bei einem Anfänger ~20lbs (Pfund), in der Weltspitze sind bis zu 50lbs keine Seltenheit. Noch etwas weiter von "Stock und Schnur" entfernt ist der Compoundbogen. Dieses High-Tech-Sportgerät wurde erst Mitte des letzten Jahrhunderts in den USA entwickelt, ist deutlich kürzer und schneller als ein Recurvebogen, und verfügt über ein System zur Zuggewichtsreduktion, ein Visier mit Vergrößerungsoptik, sowie eine Lösehilfe, die es dem Bogenschützen erlaubt, einen Pfeil durch verschiedene Mechanismen mechanisch abzuschießen. Pfeilgeschwindigkeiten jenseits der 300 km/h Marke können so erreicht werden.

Wettkämpfe

Die Saison der Bogenschützen ist im Gegensatz zu den Kugeldisziplinen zweigeteilt in eine Sommer- und eine Winterrunde:

Das Meisterschaftsprogramm im Sommer ist die sogenannte "Olympische Runde": zunächst bestreitet jeder Schütze eine Qualifikationsrunde im Umfang von 2 x 36 Pfeilen auf eine Entfernung von 70m. Die Scheibenauflagen haben einen Durchmesser von 122cm und sind in 10 Ringe mit einer Wertigkeit von 1 bis 10 unterteilt, das höchst-mögliche Ergebnis beträgt also 720 Ringe. Nach Abschluss der Qualifikation wird aus allen Ergebnissen eine Rangliste erstellt. Anschließend werden die Schützen entsprechend ihrer Position in der Rangliste in eine Setzliste für ein KO-System eingetragen. Hierbei bestreiten die Schützen in einem komplizierten Modus Matches gegeneinander - der Sieger kommt eine Runde weiter, der Verlierer scheidet aus dem Wettkampf aus. Die letzten beiden verbliebenen Schützen ermitteln schließlich in ihrem Match den Sieger des Wettkampfes.

Im Winter bestreiten Bogenschützen ihre Meisterschaften in der Halle. Die Qualifikationsrunde beinhaltet hier nur 2 x 30 Pfeile, und die Entfernung beträgt lediglich 18m; allerdings sind die Scheibenauflagen auch deutlich kleiner als im Sommer: der Durchmesser der "Zehn" beträgt gerade einmal 4cm. Die anschließende Finalrunde entspricht im Ablauf dem Finale der Sommerrunde.

Neben diesen beiden Haupt-Wettbewerben werden auch Meisterschaften in einer dritten Disziplin, dem Feldbogenschießen, ausgetragen. Bei dieser Wettkampfform laufen die Schützen einen Parcours von 24 Scheiben ab, die im Gelände aufgestellt sind. Der besondere Reiz des Feldbogenschießens liegt darin, dass hier im Gegensatz zur Olympischen- und Hallenrunde je nach Gefälle bergauf oder bergab geschossen wird, die Entfernungen und Auflagengrößen variieren, und den Schützen zum Teil nicht bekannt sind.

Schließlich werden zusätzlich zu den Meisterschaften von vielen Vereinen freie Turniere mit unterschiedlichen Wettkampfmoden ausgeschrieben. Eine beliebte Variante ist hier die sogenannte "Große FITA", bei der jeder Schütze je 36 Pfeile auf vier Entfernungen schießt: Männer auf 90m, 70m, 50m, und 30m, Frauen auf 70m, 60m, 50m, und 30m.

Altersklassen

Um altersbedingten unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen gerecht zu werden, werden Bogenschützen bei Wettkämpfen in Altersklassen eingeteilt. Wettkampfumfang, Entfernungen und Auflagengrößen sind jeder Altersklasse angepasst: